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Rezensionen zu Josef Gens: Das Poblicius-Denkmal, Josef Gens Buch 2017 "Das Poblicius-Denkmal - Köln in augusteischer Zeit" Buch 2013 "Grabungsfieber"

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Erscheinungsdatum: April 2017
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Titel: Das Poblicius-Denkmal - Köln in augusteischer Zeit
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Verlag:


ISBN Nummer: 978-3-86317-029-5
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Inhalt:

Die Forschungsergebnisse der Jahre 2014 - 2017 von Dr. Hermann Krüssel und Josef Gens











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Rezensionen zum Buch „Das Poblicius-Denkmal - Köln in augusteischer Zeit" finden Sie unter:



Stellen Sie sich vor, Sie besuchen mit ihren Schülern das  Römisch-Germanische Museum in Köln und auf der Haupttreppe mit Blick auf  das Grabmal des Poblicius erzählen sie, dass der Herr in der  Mittelinterkolumnie gar nicht Poblicius sei (er befinde sich leider noch  in Stücken im Magazin), dass die kleine weibliche Statue in der Seiteninterkolumne nicht die Poblicius-Tochter Paulla sei (diese Statue  gehöre gar nicht zum Poblicius-Grabmal), dass das originale Grabmal  nicht so hoch (nicht 15 m) gewesen, die Inschrift ,verrutscht’ und das Ganze überdies älter sei, als die Archäologen vor Jahren noch  behaupteten.

Sie werden sofort mit Rückfragen bedrängt, woher Sie das  wüssten und warum das so und inwiefern das wichtig sei. Erklären Sie  dann, dass die Ausgräber vor fünfzig Jahren wohl auf zwei Grabbauten  gestoßen wären, die vermutlich im Kontext eines Rheinhochwassers  umgestürzt und deren Bausteine schwer durcheinander geraten seien, so  werden Sie die Phantasie ihrer Hörer in Gang setzen und Verständnis für  die Mühen der Archäologen ernten.

Den Dialog könnten Sie dann gleich fortsetzen mit der  Frage, was Herrn Poblicius, der sich als „Veteran” bezeichnet, bewogen  haben könnte, sich nicht als Militär, sondern als Römer in Toga zu  präsentieren, wie er zu so viel Geld gekommen sein könnte, um sich ein  so teures Denkmal zu errichten (mit Kalkstein aus Lothringen!), und mit  welchen Mitteln er versucht haben könnte, den Betrachtern des Denkmals,  die sicher nicht alle des Lesens und der lateinischen Sprache mächtig  waren, zu vermitteln, welch bedeutende Persönlichkeit sie vor sich  hätten.

Wenn Sie sich für solch ein ergiebiges Gespräch mit Ihren  Schülerinnen und Schülern mit Anekdoten, Geschichten, Überlegungen und  Fakten, vor allem Fakten, präparieren wollen, dann müssen Sie zu diesem Buch greifen. Die Klassenreise nach Köln mit der Bahn müsste freilich  recht weit sein, damit Sie mit dem Lesen im Zug fertig werden, aber das  Buch lohnt auch die Lektüre zu Hause im Garten oder am Schreibtisch,  denn Sie erfahren Dinge, mit denen Sie ganze Unterrichtsstunden  bestreiten und sich selbst umfassend in Geschichte, Archäologie,  Epigraphik und römischer Literatur fortbilden können. Gut verständlich  und spannend geschrieben und schön illustriert ist es überdies, auch  Fußnotenleser (ich bin so einer) kommen auf ihre Rechnung. Ich möchte es  Ihnen sehr empfehlen, weil Sie so mit dabei sind, die Anfänge der  römischen Geschichte der Stadt Köln um einige Jahrzehnte  zurückzudatieren, ein kleines Jubiläum mitzufeiern und natürlich ein  markantes Kölner Denkmal neu kennenzulernen.

Vor kurzem kaufte ich mir zum zweiten Mal (das Bändchen  aus den 70-er Jahren ist im Bücherregal verschollen) das Buch von Rhys  Carpenter, Die Erbauer des Parthenon. Abenteuer eines Tempelbaus,  Prestel Verlag München 1970. Auf der Rückseite lese ich: „Carpenter ...  hat hier die Summe seiner Lebensarbeit mit der Geschicklichkeit eines  überlegenen Kriminalisten vorgetragen; genussvoll die Spannung  vorantreibend, fügt er Beweisstück zu Beweisstück. Die Fachwelt wird  sich noch viele Jahre mit seinen kühnen Thesen auseinandersetzen müssen;  die Laien werden inzwischen Mit Vergnügen – anhand der unmittelbar beim  Text stehenden Bilder – eine der aufregendsten Epochen der griechischen  Geschichte miterleben können.” Tauschen wir den Namen des  amerikanischen Archäologen mit den Namen Josef Gens und Hermann Krüssel und ersetzen wir „griechische  Geschichte” mit der Kölnischen Geschichte  in Augusteischer Zeit und schon stimmt das in jeder Hinsicht auch für  dieses Buch!

Genau 50 Jahre ist es nämlich her, dass im April 1967 aus  dem Untergrund der Kölner Südstadt sieben junge Leute auftauchten – sie  hatten damals zur Bergung der Quader unter ihrem Elternhaus ein  regelrechtes Bergwerk nach allen Regeln der Kunst errichtet – und der  erstaunten Kölner Bevölkerung und den noch erstaunteren Fachleuten einen  Fund präsentierten, der heute als einer der bedeutendsten  archäologischen Funde des letzten Jahrhunderts gilt: 70 Reliefquader,  jeder zwischen einer halben und zwei Tonnen schwer. Gängige  Auffassung  ist seit der Zeit der Aufstellung im RGM (Eröffnung 1974), dass dieses  so herausragende Denkmal der römischen Antike in der Mitte des 1.  Jahrhunderts n. Chr. in der Regierungszeit des Kaisers Claudius (41–54)  oder noch später errichtet worden ist.



Seit dem Aufsatz von Heinz Kähler („Das Grabmal des L. Poblicius in  Köln”) aus dem Jahr 1970 ging man von einer Zuordnung in die Zeit des  Claudius aus. Kähler war damals im Kreis der Facharchäologen eine  Kapazität, ich erinnere mich, dass er in meinen Studienzeiten Anfang der  1970-er Jahre in Regensburg immer nur als größte Autorität zitiert  wurde (der Regensburger Ordinarius für Archäologie, H.-V. Herrmann,  wurde nach der Emeritierung H. Kählers dessen Nachfolger in Köln). In  der Frage nach den Vorlagen des Grabmals stieß man damals richtigerweise  auf Italien, blieb aber im oberitalischen Gebiet stehen (S. 325).  Kähler führte für die Festlegung in die claudisch-neronische Zeit  folgende Argumente an: die Haartracht der vermeintlichen Poblicius-Statue, den typisch claudischen Faltenreichtum der Toga, die  stilistische Gleichheit von Kapitellen, das zeitliche Auftreten von  Cognomina. Spätere Forscher (wie Werner Eck und Henner von Hesberg)  äußerten bereits „vorsichtige Zweifel zu den bisherigen Datierungen des  Poblicius-Denkmals” (S. 35).

Die Autoren der vorliegenden Monographie sind entgegen der ,communis  opinio’ nach eingehenden archäologischen, epigraphischen und  philologischen Untersuchungen, die in den letzten Jahren (2013–2016) veröffentlicht wurden1  ... zu einem folgenreichen anderen Ergebnis gelangt. Eine Datierung des  Poblicius-Denkmals sei deutlich früher anzusetzen, was  Konsequenzen  für die Basisdaten der geschichtlichen Anfänge der Stadt Köln habe. Die  Blüte des römischen Köln habe nicht erst mit Gründung der CCAA um 50  nach Christus, sondern schon in augusteischer Zeit begonnen.

Der entscheidende Ansatz der Neubewertung des  Poblicius-Denkmals bestand darin, die lateinische Inschrift und damit  die Selbstvorstellung des Lucius Poblicius ernst zu nehmen – es hatte in  den vergangenen fünf Jahrzehnten viele unterschiedliche Ansätze  gegeben. Diese Neubewertung gelang durch ein intensives Zusammenspiel  zwischen dem Philologen, Hermann Krüssel, und dem Ausgräber, Josef Gens.  Die Rekonstruierung der Inschrift glückte, als der Ausgräber den  Philologen auf die Nichtberücksichtigung einer Versatzmarke bei der  Aufstellung des Denkmals im Jahre 1974 hinwies. Erst dann ließen sich  die fehlenden Teile plausibel ergänzen.

Ein klein wenig erinnert mich dieser Erfolg im Prinzip an denjenigen von Geza Alföldy,2  der die Inschrift des Aquäduktes von Segovia anhand der Dübellöcher  rekonstruierte: Genaues Hinsehen, vielmaliges Überprüfen des Befundes  und Exaktheit zahlen sich aus. Bis zum Ergebnis einer Neuinterpretation  des Poblicius-Denkmals legten die beiden Autoren einen langen Weg  zurück, auf dem sie den Leser kenntnisreich mitnehmen und in mehreren  Schritten den neuen Stand der Dinge vorstellen: Auf die Darstellung der  bisherigen Forschungen zum Poblicius-Denkmal (Kap. I, S. 15–38) folgen  die neuen Forschungsergebnisse (Kap. II, S. 39–214). Demnach ist Lucius  Poblicius als der einzige bekannte römische Bewohner anzusehen, der im  Laufe der augusteischen Zeit (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) im Oppidum  Ubiorum gelebt und gewirkt hat. Sind einmal das Wirken und die Bedeutung  dieser wichtigsten Persönlichkeit der Kölner Frühgeschichte erfasst,  stellt sich allgemein die Frage nach einer Neubewertung der römischen  Zeit Kölns. Dazu werden zunächst generell Aspekte der römischen Kultur  in republikanischer und augusteischer Zeit (Kap. III, S. 215–276)  aufgezeigt, um dann speziell die Entwicklung des Oppidum Ubiorum und den  Beitrag des Lucius Poblicius für die Geschichte der Stadt Köln in den  Blick zu nehmen (Kap. IV, S. 277–323). Es folgt anschließend noch ein  beeindruckender Apparat mit Fußnoten und Exkursen sowie eine umfassende  Bibliographie (332–428).

Dieses Buch ist für eine breite interessierte Leserschaft  bestimmt. Die Autoren begründen das so: „Lucius Poblicius hat seiner  Nachwelt mit dem Poblicius-Denkmal ein äußerst wertvolles Kapital aus  der Vergangenheit geschenkt. Er ließ das Denkmal nicht für Spezialisten  erbauen, sondern für jeden vorbeigehenden Bürger und Besucher der  Stadt.” Das ist ein schönes Argument, mehr aber noch verlangt das  Anliegen der Autoren eine stringente, nachvollziehbare und plausible  Struktur der Gedanken. Nach meiner Lektüreerfahrung mit diesem Buch ist  ihnen das hervorragend gelungen, es liest sich phasenweise so spannend  wie ein Krimi und ist überdies auf weite Strecken lehrreicher als  manches Handbuch zur Archäologie, Geschichte oder Epigrafik.

Schon der Fundort – unter dem Haus der Familie Gens in  Köln, Chlodwigplatz 24 – ist ein Thema für sich. Die Römer bauten ihre  Gräber an Ausfallstraßen außerhalb des Siedlungsbereichs, vielfach stand  dort Grabmal an Grabmal, so auch hier, unglücklicherweise kam es wohl  zu einer Vermischung der Quader zweier Grabmäler im gleichen Fundareal.  Anzunehmen ist, „dass beide Grabbauten bei einem Rheinhochwasser –  wahrscheinlich noch im 1. Jahrhundert – unterspült wurden” und in die  hinter ihnen liegende, mit Wasser gefüllte Senke stürzten. Damit waren  die Quader jedem Zugriff entzogen und wurden in den folgenden  Jahrhunderten bei weiterem Hochwasser durch angeschwemmtes Sediment  zugedeckt. Somit erklärt sich auch, warum die Quader nicht dem Steinraub  der folgenden Jahrhunderte zum Opfer fielen, denn schon im 2.  Jahrhundert begannen die Römer damit, alte Nekropolen abzuräumen und das  teure Steinmaterial für andere Bauten wieder zu verwenden.



Die frühere Datierung wird gestützt durch wissenschaftlich  fundierte Untersuchungen von Knochenfunden, die während der  Poblicius-Grabung geborgen wurden. Zu den spannenden Passagen des neuen  Buches zählen die Ergebnisse aus der C14 Radiokarbon-Untersuchung und  der anthropologischen Untersuchung eines menschlichen Schädels (S.  203–212). Dieser Schädel liefert den Beweis für eine römische Nekropole  an der Ausfallstraße des Oppidum Ubiorum in Richtung Süden schon in  augusteischer Zeit.

Bei archäologischen Grabungen im Zuge der Bautätigkeiten  zur neuen U-Bahn-Haltestelle Chlodwigplatz in den Jahren 2006 bis 2009  trat die römische Straßentrasse nahe der Platzmitte nur ca. 80 cm unter  dem heutigen Straßenniveau zutage. Wenn das römische Straßenniveau also  relativ hoch, die Quader des Grabmals aber, bezogen auf dieses Niveau, 5  bis 8 m tiefer lagen, muss also das Grabmal, welches direkt an der  Römerstraße gestanden hat, in eine dahinter liegende Geländevertiefung  gestürzt sein. Reste diese Geländevertiefung finden sich noch auf  mittelalterlichen Karten im Bereich zwischen Bayenturm und Ubierring und  sind dort als Weyerbai gekennzeichnet. (S. 32)



Die Forschungen, die in diesem Buch dokumentiert sind,  geben sodann Antworten auf die Fragen, wann und wie Poblicius gelebt  hat, wann er gestorben ist, wann er sein Grabmal erbauen ließ, woher er  stammte und wie er es zu solch immensem Reichtum bringen konnte, und sie  fügen sich wie Mosaiksteine zusammen (S. 320).

Poblicius präsentierte sich der Nachwelt mit seinem  Grabmal sehr selbstbewusst und er musste sich selbst um das Grabmal, die  Inschrift und die Selbstdarstellung kümmern. So nennt sich Lucius  Poblicius in der Inschrift im Nominativ, d.h. es gibt niemanden, auch  nicht aus der eigenen Familie, der ihm (Dativ) dieses Grabmal gesetzt  hätte. Und wie sollte Lucius Poblicius auf seine Bedeutung verweisen,  wenn die Inschrift in lateinischer Sprache in einer vorwiegend ubischen  Gemeinde vielleicht gar nur von einer Minderheit verstanden wurde? Die Aussage zur Bedeutung des Lucius Poblicius und seiner Familie musste  folglich das Bildprogramm seines Grabmals übernehmen, womit den Statuen  und Reliefs eine große Aussagekraft zukommt.



Schon die Rekonstruktion der Poblicius-Inschrift (S. 44  ff) ist aufregend wie ein Krimi: „Von den Autoren dieses Buches wurde  2015 festgestellt, dass beim Aufbau des Poblicius-Denkmals 1974 der  Quaderstein mit der Inschrift MODESTO nicht entsprechend der  Versatzmarke, sondern ohne deren Berücksichtigung 7 bis 8 cm weiter  links positioniert wurde. Diese Versatzmarke befindet sich über dem  ersten O von MODESTO und definiert die Trennfuge der darüber liegenden  Quaderreihe. Es liegt auf der Hand, dass eine fehlerhafte Zusammenstellung, wie sie im Jahr 1974 im Römisch-Germanischen Museum  ausgeführt worden ist, eine maßliche Überprüfung des ermittelten  Rekonstruktionsversuchs nicht zulässt” (S. 45).

„Wenn das Grabmal und die Inschrift auf drei Personen  hindeuten, auf einen Vater, eine Tochter und einen Freigelassenen, und  zudem noch in der fünften Zeile verfügt wird, dass dieses Grab auf  keinen Erben übergehen wird (Hoc Monumentum Hereden Non Sequetur),  dann stellen sich einige Fragen: Wem gehört das Grab? Wer durfte in das  Grab gelegt werden? Was sollte durch eine Verfügung verhindert werden?  (S. 51)

Vieles deutet darauf hin, dass der Freigelassene Lucius Poblicius Modestus der Erbe des Lucius Poblicius war und damit nun seinerseits über großen Reichtum verfügte.  Die Parallelen zu Trimalchio in den Satyricon des Petron sind  verblüffend: Gaius Pompeius Trimalchio Maecenatus erhielt sein  Startkapital, als ihn sein früherer, anscheinend kinderloser Herr, dem  er durch sein Können im Buchhaltungswesen dienstbar gewesen war, zum Erben gemacht hatte. Eine steile Karriere und sagenhafter Reichtum  standen Trimalchio und Modestus nun ihrerseits bevor. Doch im Gegensatz  zu Trimalchio verfügte Lucius Poblicius Modestus, auch über Bildung, die  ihn über jeden zweifelhaften Ruhm erhaben machte. (133) Die  vollständige Statue erweist sich als die Modestusstatue. Die Statue des  Lucius Poblicius ließ sich aus dem Torso und drei Fragmenten  (Sockelfragment mit Scrinium, Kopf, Fragment eines Armes mit Hand mit  großen flachen Ringen an vier Fingern, eine zusammengelegte Mappa  haltend) rekonstruieren, die dann bei genauer Betrachtung zu einer  Vielzahl neue Erkenntnisse führt" (S. 57).

Hoch bedeutsam sind die Aussagen der Reliefs (136 ff):  „Der Waffenfries des Grabmals deutet ... nicht auf die militärische  Vergangenheit, sondern hat den Zweck, Lucius Poblicius’ Vorliebe für  Gladiatorenspiele in seiner Rolle als Veranstalter und damit auch als  Financier dieser Volksunterhaltung für die Nachwelt festzuhalten. Der Gladiatorenwaffenfries konzentriert sich auf die drei Gattungen  Murmillo, Hoplomachus und Thraex.” (S. 139) – Ferner: „Lucius Poblicius  zeigt auf den Reliefs seines Grabmals das Gefolge des Dionysos, er  wählte sogar Stechwindenblätter als Interpunktionszeichen in der  Inschrift! Richtet man sich nach Eurypides, stand einer Teilnahme am  Dionysoskult auch älteren Männern nichts im Weg. Poblicius plante sein  Grabmal als alter Mann und man findet den Dionysoskult, wohin man schaut  am Denkmal.” (S. 166)

Viele Puzzlestücke fügen sich tatsächlich zusammen. Eine  genaue Untersuchung der tatsächlichen Pobliciusstatue führt unweigerlich  in den Bereich der Gladiatorenkämpfe. Die Mappa in der Hand der  Pobliciusstatue lässt sich nur so erklären, dass Lucius Poblicius Spiele  veranstaltete. Es muss also zu seiner Zeit im Oppidum Ubiorum Spiele,  d.h. Gladiatorenkämpfe gegeben haben. Lässt man sich auf der Suche nach  einer Erklärung für den unglaublichen Reichtum des Lucius Poblicius vom  Poblicius-Denkmal leiten, kommt man angesichts der vielen Anspielungen  auf den Dionysoskult nicht am Wein vorbei. Lucius Poblicius als Händler, vor allem als Weinhändler, mit seinen Kontakten in seine Heimat  Kampanien, die für exzellenten Wein bekannt war – das lässt die  Schlussfolgerung zu: Wein ist der Schlüssel für den Reichtum des  Poblicius in einem Oppidum und in einem Lager, in dem zwei Legionen zu  versorgen waren (S.326). Es ist deutlich geworden, dass Lucius Poblicius  eine bedeutende, vielleicht die bedeutendste Person im frühen Oppidum  Ubiorum der augusteischen Zeit war. Es war ein Zug der Zeit, dass  bedeutende Männer sich ein dauerhaftes Denkmal für die Nachwelt setzen  ließen bzw. selbst setzten. Das berühmteste Beispiel liefert Kaiser  Augustus selbst. (S. 326) Auch Lucius Poblicius verwies stolz auf seine  res gestae (z.B. Gladiatorenwaffenfries) sowie auf Attribute der bella  et pax. Der Veteran hatte seinen militärischen Dienst in der  Alaudenlegion, vor allem im Kantabrischen Krieg, geleistet und sich,  stolz auf seine Leistungen, die von Augustus so geforderte Toga als  Friedenskleid angelegt! Das Scrinium weist darauf hin, dass Lucius  Poblicius belesen war und gerade die augusteischen Dichter gekannt haben  dürfte. Lucius Poblicius war, wie sein Monument sehr deutlich zeigt,  das Beispiel schlechthin für die Ausbreitung der römischen Lebensart,  der römischen Kultur und des Kults (z.B. des Dionysoskults) und auch der römischen Sprache am Rhein im Nordosten des Imperium Romanum ... Und  auf einen letzten, nicht unwichtigen Aspekt sei abschließend noch  hingewiesen: Im augusteischen Zeitalter konnte man es mit Leistungsbereitschaft zu etwas bringen. Es wurden ,Fähigkeiten und  Leistung begünstigt und belohnt, vor allem mit der begehrten  Staatsbürgerschaft’ (S. 327).



Das Poblicius-Denkmal ist nicht irgendein Denkmal in Köln.  Es ist das Denkmal, das der Nachwelt blieb am Ende des Lebens  desjenigen Bewohners des Oppidum Ubiorum, der für Wein und Spiele, für  eine literarische Bildung, kurz: für die Entwicklung der römischen  Kultur in Köln stand.

Für ihn stand nicht eine Selbstvorstellung als Soldat im  Mittelpunkt, sondern der Stolz als Bürger, nicht das Schwert, sondern  die Toga, nicht die Waffen seines Militärdienstes, sondern die  Waffen der Gladiatoren. Er verstand sich als Bürger und Wohltäter der  Stadt. Er erkannte und nutzte die Chancen, die die Pax Augusta mit der  Gewerbe- und Religionsfreiheit sowie dem innenpolitischen Frieden ihm  und dem Oppidum Ubiorum im Nordosten an den Grenzen des Imperium Romanum  bot.  ... Die Wertschätzung des Friedens und der Einsatz als Wohltäter  machen Lucius Poblicius zu einer vorbildlichen Person für die Stadt.  Lucius Poblicius ist vielleicht der erste namentlich bekannte Bürger  Kölns, er ist in jedem Fall ein wichtiger Sohn dieser Stadt und Zeuge  einer Stadt, die schon früh, schon in augusteischer Zeit, eine  kulturelle Blüte erlebte und förderte.
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2. Deutscher Altphilologenverband: von Norbert Weitz

 
Lucius Poblicius beherrscht das Römisch-Germanische Museum in Köln. Der Betrachrter staunt über die Größe des Grabmals, sieht eine unvollständige Inschrift und vier Statuen und geht in der Regel nach wenigen Minuten weiter. Dabei bietet das  Poblicius Denkmal  viele Möglichkeiten für einen Einblick in die römische Zeit Kölns, die früher schon in großer Blüte stand, als man es in Köln vermutet. Das Poblicius -Denkmal steht seit 1974 im Museum, doch bislang wusste man kaum mehr über Poblicius, als es die Inschrift angab: ein römischer Veteran, der sehr reich gewesen sein muss.

Nun haben Josef Gens, der 1965 bis 1967 mit seinem Bruder und fünf Freunden über 70 Quadersteine dieses Grabmals ausgrub, und der Altphilologe Hermann Krüssel eine Mono-graphie von über 400 Seiten über Poblicius geschrieben, die Köln in einem neuen Licht dar-stellen. Allein die Tatsache, dass Lucius Poblicius um 57 v. Chr. geboren sein dürfte, lässt aufhorchen. Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst, den er teilweise noch in der frühen Zeit des Augustus leistete, wirkte der Veteran im Oppidum Ubiorum, der befestigten Stadt der Ubier mit römischer Kultur, in augusteischer Zeit. Literarische Belege sprechen dafür, dass Lucius Poblicius seine eigenen Steinmetze mitbrachte, die über große Erfahrung verfügten. Tätig war der reiche Römer aus dem Ritterstand auch im Bereich des Kultes für Roma und Augustus. Die Autoren zeigen den ersten außerliterarischen Beleg für die Existenz der Ara Ubiorum, des Altares in der Stadt der Ubier. Köln hat einen Opferfries, der von der Ara stammt und einem entsprechenden Opferfries an der Ara Pacis  Augustae verblüffend ähnlich sieht. Das Poblicius-Denkmal ist falsch zusammengesetzt worden, weil mindestens zwei Grabmäler vereint wurden. Auch die dargestellten Personen müssen umgestellt werden. Was die Historiker nicht leisteten: Es wurden neben einigen griechischen Autoren auch 29 lateinische Autoren in 49 Schriften befragt. Aufgrund dieser philologischen Arbeit und der genauen Untersuchung der  Inschrift, der Statuen und der Bilderauf den Reliefs sind Kölns Ursprünge neu zu bewerten.

Der Dionysoskult hielt Einzug in Köln, Gladiatorenspiele wurden durch Lucius Poblicius finanziert, die Lage des Amphitheaters ist eigenlich gar nicht unbekannt. Die frühe Architektur an der Rheinfront wird vorgestellt, wozu z.B. auch der Mars-Utor-Tempel als frühes zentrales Heiligtum gehörte. Nach dem Tod seiner Tochter starb Lucius Poblicius, ohne weitere Kinder hinterlassen zu haben. In seine Aufgaben wuchs sein ehemaliger Sklave, der Freigelassene und Erbe Lucius Poblicius Modestus. Dessen Familie dürfte auch die bislang unbekannte reiche Familie sein, die sich das unglaublich wertvolle Dionysosmosaik leisten konnte.

Heute steht das Poblicius-Denkmal direkt am Dionysosmosaik im Römisch-Germanischen Museum - und dürfte damit 1074 in das Haus gebracht worden sein, das seinem Auftraggeber gehörte! Kurz nach dem Antritt des Tiberius, des Nachfolgers des Augustus, starb Lucius Poblicius. Er hiterließ eine Stadt, für deren Blüte er als römischer Bürger an hervorgehobener Stellegewesen war.

Hermann Krüssel und Josef Gens haben ein Buch verfasst, das sich stellenweise wie ein Krimi liest. Wenn ein Philologe und ein Ingenieur sich zusammen tun, um mit wissenschaftlicher Akribie über so lange Zeit der Geschichte eines Grabmals nachzuspüren und dabei die Kölner Stadtgeschichte auch noch neu schreiben, dann ist das schon etwas Herausragendes. Ich wünsche diesem besonderen Buch viele Leser.
 
                                                                                                                         Nobert Weitz
 
Hermann Krüssel und Josef Gens,  Das Poblicius-Denkmal. Köln in augusteischer Zeit.
Aachen 2017,   432 Seiten,   29,90 €
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3.  Amazon Rezension 2018

Top review from Germany
 
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Amazon Kunde
 
5.0 out of 5 stars       Spannende neue Thesen zum Poblicius-Grabmal und zur Kölner                                    Stadtgeschichte
 
Reviewed in Germany on 22 March 2018

Über 50 Jahre ist es mittlerweile her, als sieben junge Leute aus dem Untergrund der Kölner Südstadt auftauchten und der erstaunten Fachwelt und den noch erstaunteren Kölner Bürgern einen der größten und bedeutendsten archäologischen Funde des letzten Jahrhunderts präsentierten.

Über 70 große Kalksteinquader eines römischen Grabmals, verziert mit nahezu unbeschädigten Reliefs, jeder einzelne mit einem Gewicht zwischen einer halben und zwei Tonnen, geborgen aus bis zu neun Metern Tiefe unter dem elterlichen Haus des Autoren Josef Gens am Kölner Chlodwigplatz.

Gens, seinerzeit der Leiter dieser erfolgreichen Grabung, hat das Poblicius Grabmal, wie er selbst schon in seinem ersten Buch ("Grabungsfieber: Die abenteuerliche Entdeckung des Poblicius-Grabmals") schreibt, nicht mehr losgelassen. Erste Forschungen stellte er nach eigenen Angaben bereits vor 1970 an und konnte bereits damals 14 weitere Quader, die schon 1884 gefunden worden waren, dem Grabmal zuordnen. Damit war die Möglichkeit einer dreidimensionalen Rekonstruktion des Grabmals im Kölner Römisch-Germanischen Museum gegeben, wo das über 15 Meter hohe Poblicius-Grabdenkmal bis heute einer der Hauptanziehungspunkte ist. Und wer dieses, so wie ich, schon einmal "live" gesehen hat, der weiß, wie beeindruckend das Grabmal über dem Dionisos-Mosaik thront.

In seinem neuen Buch "Das Poblicius-Denkmal - Köln in augusteischer Zeit" stellt der Entdecker und Ausgräber nun die neusten Forschungsergebnisse zu diesem Bauwerk vor, die er gemeinsam mit Dr. Hermann Krüssel in den letzten Jahren erarbeitet hat. Krüssel ist studierter Philologe, Vorsitzender des Vereins Pro Lingua Latina und hat bereits mehrere Veröffentlichungen u.a. im Bereich der Neulateinischen Philologie verfasst - das nur nebenbei.

Der Detaillierungsgrad mit dem die Autoren bei ihren Forschungen hier zu Werke gehen zeigt schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis: Nach einem kurzen Überblick über die bisherigen Forschungen im Kapitel 1, stellen sie im Kapitel 2 auf mehr als 170 Seiten die neuen Forschungen zum Poblicius-Grabmal vor und festigen im Kapitel 3 mit einem Exkurs zur römischen Kultur in republikanischer und augusteischer Zeit ihre Aussagen.

Mit welcher Begeisterung die beiden Autoren dabei zu Werke gehen und wie fundiert sich der Ingenieur und der Philologe im fremden Wissenschaftsgebiet bewegen, wird beim Lesen immer mehr deutlich. In Kapitel 4 - als Höhepunkt ihres Buches - beschreiben sie schließlich die Auswirkungen ihrer Forschungsergebnisse auf die Kölner Stadtgeschichte und positionieren sich dabei sogar zu so kontrovers diskutierten Themen wie der zeitlich ersten Gründung der Ubiersiedlung selbst.

Einfach zu lesen und in jeder Hinsicht zu verstehen ist dieses Buch sicher nicht für jedermann. Um den Autoren folgen zu können braucht es meiner Meinung nach schon ein großes Interesse an der Zeit des römischen Imperiums und seiner Interessen in den germanischen Provinzen. Ich habe mich in meiner Studienzeit selbst nebenbei ein wenig mit dem römischen Köln befasst und fand die Lektüre dieses Buches folglich überaus interessant. Ich denke jedoch, ganz ohne Vorkenntnisse der Stadtgeschichte Kölns in römischer Zeit ist es schwer, die ganze Tragweite der Erkenntnisse, die die Autoren hier erstmals vorstellen, nachzuvollziehen.

Fazit:
 
 
Wie schon das vorangegangene Buch des Autoren Gens ist auch das hier sicher kein trockenes Fachbuch, aber auch kein ein-fach lesbarer Roman über das römische Köln. Es ist vielmehr eine hoch interessante Mischung aus Geschichtsinteresse und Forscherdrang für Leser, die sich wie ich für das römische Köln interessieren und in jedem Fall schon ein wenig Vorkenntnisse dazu mitbringen.
 
 
Für sie ist dieses Buch ganz sicher eine lohnende Lektüre und fünf Sterne wert.
 



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Erscheinungsdatum: September 2013

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Titel: "Grabungsfieber" Die abenteuerliche Entdeckung des Poblicius Grabmals.

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Verlag:


ISBN Nummer: 978-3-462-03839-2

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Inhalt:

Die Entdeckungs- und Grabungsgeschichte zum Poblicius Grabmal und die Forschungsergebnisse bis zum Jahr 2013.















Rezensionen zum Buch „Grabungsfieber" finden Sie unter:  

1. www.spektrum.de von Theodor Kissel

Klio, die Muse der Geschichte, wartet manchmal mit Überraschungen auf. So auch am Karfreitag 1965, als die Brüder Heinz und Josef Gens den Neubau des väterlichen Geschäfts in der Kölner Südstadt vorbereiten. Als sie im Keller ihres Elternhauses das Fundament für den Neubau anlegen, stoßen sie auf einen alten Brunnenschacht. Darin finden sie zunächst Relikte aus der Neuzeit und dann solche aus dem Mittelalter, was ihre Neugierde weckt. Sie graben tiefer und fördern bald auch Überbleibsel aus der Römerzeit zutage. Darunter sind zahlreiche Teile, die einst zu einem großen Grabmal gehörten – wie sich noch herausstellen wird, zu einem der bedeutendsten Monumente der Römerzeit in der Region nördlich der Alpen.
Gemeinsam mit ein paar Freunden arbeiten sich die Schatzsucher immer weiter in die Vergangenheit vor. Neben Scherben und Knochen bergen sie römische Statuen, Säulen und Kapitelle. Von dieser spektakulären Ausgrabungsgeschichte erzählt das Buch des gelernten Maschinenbau-Ingenieurs Josef Gens sehr anschaulich und unterhaltsam. Es berichtet davon, wie die Hobbyarchäologen zwei Jahre lang zu Werke gehen und mit welchen Widrigkeiten sie dabei unter Tage kämpfen müssen. Mit einem selbstgebastelten Kran ziehen die Laiengräber die Fundstücke aus bis zu 9 Meter Tiefe empor.
Bald stoßen sie auf Steinquader mit reich verziertem Reliefschmuck, darunter ein Block mit dem Hirtengott Pan. Sie verständigen das Römisch-Germanische Museum in Köln, das nach einigen Monaten ein Grabungsverbot wegen »Gefährdung der Bausubstanz« verhängt. Da haben die Hobbyarchäologen aber schon damit begonnen, ein statisch abgesichertes Bergwerk mit mehreren Grabungsstollen anzulegen, geschätzter Materialverbrauch: 7 Kubikmeter Fertigbeton, 35 Meter Eisenträger, 10000 Ziegel und 90 Sack Zement. Deshalb beschließen sie, ihre Arbeiten ungeachtet des Verbots fortzusetzen – stets nachts an den Wochenenden, um keinen Verdacht zu erregen.
Ihre archäologische Ausschachtung tarnen die Brüder, indem sie Balken darüber legen und mit Erde bedecken. Die Idee hierzu haben sie aus dem Film »Sieben goldene Männer«, eine Gaunerkomödie aus dem Jahr 1965, in der Bankräuber einen Tunnel unter den Tresorraum eines Schweizer Geldinstituts treiben. Den Zugang zur Fundstelle mauern die Laiengräber zu – und schaffen dafür einen geheimen Einlass, der durch die präparierte Rückwand einer Kommode führt. So gelingt es ihnen monatelang, unbemerkt Meter um Meter ins Erdreich vorzudringen. Wie Bergmänner stützen sie die Fundamente des Wohnhauses über ihnen ab, damit es nicht einstürzt; wie Archäologen vermerken sie akribisch jeden Fund, den sie machen. Am Ende haben sie siebzig sorgfältig behauene Steinquader aus dem Boden gehievt, die vor 2000 Jahren zu einem pompösen, rund 15 Meter hohen Grabmal gehörten, das der Auftraggeber für sich und seine Familie errichten ließ.
Dessen Identität geben 4 Quader preis, die – richtig zusammengesetzt – das Geheimnis um die Fundstätte lüften. Aus ihnen geht hervor, dass es sich um das Grabmal eines gewissen Lucius Poblicius handelt, der um die Zeitenwende geboren wurde und als Soldat in der "Legio V Alaudae" diente, die einst von Julius Cäsar aufgestellt worden war. Diese Legion wurde während der Germanienfeldzüge unter Kaiser Augustus an die Rheingrenze verlegt und bezog in Vetera, nahe dem heutigen Xanten, ihr Standquartier. Dort verbrachte Poblicius zwischen 35 und 40 nach Chr. seine letzten Dienstjahre, die ihn sicher auch nach Köln führten, das damals noch Oppidum Ubiorum (Siedlung der Ubier) hieß.
In der "Ubierstadt" ließ sich Poblicius als Veteran nieder, nachdem er aus dem Militärdienst ausgeschieden war. Das machten damals viele Ex-Legionäre (lat.: veterani) so. Der römische Staat hatte ein Interesse daran, ehemalige Soldaten in den Provinzen anzusiedeln. Sie wurden mit großzügiger Landzuweisung umworben oder erhielten eine hohe Entlassungsprämie, mit der sie sich als Handwerker oder Händler selbstständig machen konnten, wobei sie ihren Wohnsitz häufig nahe ihrer früheren Militärlager oder in Provinzstädten nahmen. Auf jeden Fall muss Poblicius, der römische "Wahlkölner", in seinem Zivilleben zu großem Reichtum gekommen sein, um eine derart monumentale Grabanlage errichten zu lassen.
Das Grabmal ist noch heute eine der größten Attraktionen des Römisch-Germanischen Museums in Köln. Doch was viele nicht wissen: So, wie es dort Anfang der 1970er Jahre aufgebaut wurde, kann es nicht ausgesehen haben – da ist sich Josef Gens ganz sicher. Und so macht sich der heutige Pensionär wieder auf die Suche nach fehlenden Quadern, um damit das Monument neu zu rekonstruieren. Einen Entwurf hierfür liefert er in seinem Band gleich mit.
Wer "Grabungsfieber" zur Hand nimmt, auf den erwartet ein spannungsgeladener archäologischer Krimi.
Doch Vorsicht – es besteht die Gefahr, nicht mehr von dem Buch loszukommen!

2. www.amazon.de von Heidi Zengerling

Eine wahnsinnig spannende und abenteuerliche Geschichte habe ich letztens gelesen und möchte euch davon berichten.

Inhalt und Gliederung:

Es ereignete sich im Jahre 1965, als die Familie Gens – allen voran Josef Gens – einen Partykeller bauen wollten und dabei auf das römische Pobliciusg Grabmal stießen.

Als die Familie den Fund meldete, wurde die Grabung gestoppt. Nach einem halben Jahr hörten die Gens noch immer nichts und machten sich selbst daran, die Fund „zu heben".
Sie schafften es, in 9 Meter Tiefe unter ihrem Elternhaus ein statisch sicheres Bergwerk mit Grabungsstollen zu errichten. Einen wahnsinnigen Materialverbrauch hatten sie zu verzeichnen. 2 Jahre benötigten sie, um – so sagt man – professionell diesen Quaderfund (70 Quader umfassend) zu bergen. 1967 eröffneten sie eine private Ausstellung, die 15 000 Besucher interessierte.

Das Grabmal stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, so weiß man heute. Der Fund ist im Römisch Germanischen Museum Köln zu besichtigen.

Vorwort
25 Kapitel

Anhang
Funddokumentation Gens
Beschreibung der ersten Rekonstruktion
Brief von Prof. Dr. Otto Doppelfeld an die Verwaltung der Museen der Stadt Köln
Gutachten von Prof. Dr. Heinz Kähler, Archäologisches Institut der Uni Köln

Das gesamte Buch ist mit zahlreichen Detailfotos versehen, die die Texte bildhaft untermalen und das Geschriebene nochmals dokumentieren.

Der Autor schreibt sehr spannend und völlig authentisch und real. Man spürt, dass ihm diese spektakuläre Geschichte nahe ging und er noch immer in ihrem Bann ist, auch nach so vielen Jahren. Die Geschichte liest sich wie ein Krimi, ist teilweise sachlich, aber auch emotional geschrieben, es passt alles zusammen und ergibt ein gutes Ganzes, welches für den Leser die Fakten verständlich vermittelt, die sich flüssig und unterhaltsam, aber vor allem
aufschlussreich lesen lassen.

Leseprobe:

Die Grabungsarbeiten gingen inzwischen zügig voran, denn mittlerweile waren wir fünf gut aufeinander eingespielt: In der Woche erledigten wir kleinere Vorbereitungsarbeiten. Am Wochenende gruben wir und führten Sicherungsarbeiten durch. Erdreich wurde aus dem Tunnelsystem in den Garten geschafft und dort gesiebt, um alle darin enthaltenen römischen Relikte wie Scherben, opalisierendes Glas, Metall- und Knochenreste zu bergen. Spätabends besprachen wir dann meist noch die Planung für die weitere Grabung.
...
Sehr interessant und aufschlussreich und das positive Bild nochmals positiv unterstreichend sind die Anhänge am Schluss des Buches, die sowohl bildlich als auch textlich die Fundstücke zeigen. Hier kann sich der Leser ein umfassendes Bild vom Fund machen und erhält alles wichtigen und interessanten Informationen zu den einzelnen Fundstücken (Größe, Material, mögliche Beschädigungen, Besonderheiten …)

Akribisch detailliert beschreibt Josef Gens die Ausgrabungsgeschichte und vergisst keine Sekunde, spricht über die Schwierigkeiten, über das Material, welches sie verbrauchten, die Vorgehensweise usw. – an keiner Stelle ist seine Geschichte in die Länge gezogen, sondern spannend geschrieben – wie ein Krimi – wie ich schon erwähnte. Man sieht sich förmlich unter dem Haus der Familie Gens, weil die Schreibweise eine wirklich bildhafte ist, die real präsentiert, was damals passierte.

Auch hält der Autor Ausschau in die Zukunft, bzw. schreibt über die Botschaft des Lucius Poblicius an die Nachwelt. Ein Rückblick und ein Ausblick wird als letztes Kapitel angehangen. Interessant auch die Ausführungen dazu, wie das Grabmal wirklich ausgesehen hat. Auch die Kontaktaufnahme zum Museum wird thematisiert, die Pressekonferenz im „Partykeller" ebenfalls und weitere Highlights, die die Gens` in ihrem Grabungsfieber erleben durften, aber natürlich werden auch die Rückschläge (Grabungsverbot) nicht ausgespart.

Ich bin echt froh darüber, dass ich dieses Buch aufgespürt und es gelesen habe, weil es wirklich absolut spannend ist und eine Geschichte aus unserer Zeit erzählt, die doch irgendwie kaum zu glauben ist – aber wahr …

Absolute Leseempfehlung !!!


3. www.thalia.de von Manuela Quarz

Spannend wie ein Krimi kommt dieses besondere Stück Kölner Stadtgeschichte daher. Vor mittlerweile fast fünfzig Jahren finden die Söhne der Familie Gens im Keller des in der Kölner Südstadt befindlichen Elternhauses das Herzstück des heutigen Römisch-Germanischen Museums : das Grabmal des Lucius Poblicius ! Wie sich dieses Ausgrabungsdrama gestaltet kann man sich kaum noch vorstellen - das Schlupfloch in der Mauer mit der vorgeschobenen Kommode ist da noch das Geringste , vor den Eltern musste die ganze Sache auch noch geheimgehalten werden und erst die Querelen mit dem Denkmalsamt !
Eine echt dolle Story der kölschen Art bestens verknüpft mit persönlichen Ambitionen zum Nachlesen - und vielleicht schaut man doch mal im eigenen Keller nach ?


4. www.stadtrevue.de von Christian Steigels   

Archäologie im Partykeller

Josef Gens‘ Geschichte beginnt am Karfreitag 1965 mit einem Schock. Bei Arbeiten am Fundament seines Elternhauses am Chlodwigplatz 24 holt der damals 21-Jährige mit der Spitzhacke aus, reißt dabei versehentlich die Beleuchtung von der Decke und zerschlägt den Ziegelboden. Erschrocken bleibt er in der Dunkelheit stehen. Gemeinsam mit seinem Bruder entdeckt er kurz darauf, was er unbeabsichtigt freigelegt hat: einen Brunnenschacht.

Die Geschichte, die nun folgt, kann man sich nicht ausdenken. Der Brunnen ist erst der Anfang. Sechs junge Männer und eine Frau — allesamt ohne archäologische Ausbildung —  machen in den kommenden Jahren einen der spannendsten archäologischen Funde des vergangenen Jahrhunderts: das Grabmal des Poblicius, erbaut im Jahr 40 n. Chr. Über 70 zum  Teil tonnenschwere Quader finden Gens und seine Freunde bei ihren Freizeitgrabungen. Die New York Times und das Time Magazine berichten. Nachdem Gens und Co. ihre Fundstücke drei Jahre lang im elterlichen Partykeller ausgestellt haben, werden sie im Jahr 1970 für eine halbe Million Mark an das Römisch-Germanische Museum verkauft.

»Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal von dieser unfassbaren Geschichte hörte, war mir klar: Mit diesem Mann müssen wir sprechen«, erklärt Kiepenheuer & Witsch-Chef Helge  Malchow. Das Ergebnis dieser Gespräche liegt nun vor. »Grabungsfieber« erzählt auf rund 350 Seiten (davon gut 90 Seiten Anmerkungen) die Geschichte der Kölner Hobby-Archäologen. Mitunter wirkt sein Stil zwar ein wenig onkelig, aber Gens‘ Begeisterung ist immer authentisch. Zudem sind die Umstände der Grabung nicht unspannend: Gens und Co. setzten sich über ein Grabungsverbot der Stadt Köln hinweg, gruben jahrelang in einem geheimen, selbst angelegten Stollen sechs bis neun Meter unter der Erde. Der Zugang war durch eine Kommode ohne Rückwand verborgen — ein Hauch Tresorknacker-Romantik in der Südstadt.

Eines ist sicher:

Nach der Lektüre des Buchs bekommt man Lust, mal wieder ins Römisch-Germanische Museum zu gehen. Und im offenen Treppenhaus, vor dem Grabmal von Poblicius, einen  Moment länger zu stehen als gewöhnlich.

5. chrissi-ff.blogspot.de von Christiane Koch

Wer schon Mal in Köln im Römisch-Germanischen Museum war, dem wird das große  Poblicius Grabmal mit Sicherheit in Erinnerung geblieben sein. Die Tatsache, dass ein so großes Bauwerk in einem noch so guten Zustand gefunden werden konnte, ist schon beachtlich.
Als Ex-Archäologie-Studentin fand ich dieses Buch also sehr interessant und kann es auch jedem Geschichtlich Interessiertem empfehlen.
Neben seiner persönlichen Beziehung zur Fundstelle berichtet Josef Gens sehr viele interessante Stadtgeschichtliche Dinge und schafft es sehr gut archäologische Dinge für Fachfremde verständlich zu machen, wobei er ja selbst kein gelernter Fachmann ist.
Das Buch wird mit vielen sehr guten Aufnahmen unterstützt und geht erstaunlicher Weise auch sehr in die Tiefe, kratzt nicht bloß an der Oberfläche.
Das Buch ist allerdings keine Lektüre, die man mal eben so im Zug vor sich hin liest. Wenn man das Buch in die Hand nimmt, braucht man doch ein bisschen Zeit um sich mit dem was,  drin steht wirklich zu beschäftigen. An einigen Stellen werden ganz explizit einzelne Details des Bauwerks beschrieben und auseinander gepflückt. Wen solch genaue Betrachtung nicht interessiert, dem kann es zwischendurch etwas langatmig werden.

Fazit:

Geschichtsinteressierte mit viel Geduld und Interesse am Detail dürften mit diesem Buch vor ihrem nächsten Besuch in Köln viel Spaß haben!



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